„Gott bewahre uns vor der Hornhaut der unheilbar Gesunden, vor jenem Menschentyp, vor dem selbst der Geist Gottes ratlos steht und keinen Eingang findet, weil alles mit bürgerlichen Sicherheiten und Versicherungen verstellt ist.“ (Alfred Delp SJ)
Wer sich auf das Leben einlässt, der kommt nicht unverletzt davon. Keiner von uns ist unverwundbar. Da hilft auch keine Lebensversicherung. Seelische Verletzungen, die wir mit uns herumtragen:
eine Liebe, die nicht erwiedert wurde, der Verlust eines Menschen, Trauer und Einsamkeit, Scheitern und Angst wiegen schwer und brauchen viel Geduld. Und gerade wegen all diesen Verletzungen lebt in uns eine Sehnsucht nach Heil und Heilsein, nach Ganzsein.
Dann lese ich von Jean Vanier Worte, die mich in meine Gebrochenheit hinein trösten. „Unsere Zerbrochenheit ist die Wunde, durch die die ganze Kraft Gottes unser Wesen durchdringen und uns in ihn verwandeln kann. Ja, durch unsere Verletzungen kann die Kraft Gottes uns durchdringen und zu Strömen lebendigen Wassers werden, die die dürre Erde in uns tränkt.“
Die Situation, das Unheilsein und die Sehnsucht nach dem Heilsein, das ist die Grundgebrochenheit von uns Menschen. Verletzt werden und die Sehnsucht nach Heilsein gehören zum menschlichen Leben – auch wenn mancher sie sich nicht eingestehen will. Deshalb bleibt es eine lebenslange Aufgabe Verletzungen und Behinderungen zuzulassen – und trotzdem der Sehnsucht zu vertrauen. Wer sich als gebrochen und mangelhaft erlebt, der wird empfänglich für Zeichen der Nähe, dankbar für Zuwendung, offen für die Gegenwart und Hilfe Gottes.
Mit den Worten des Völkerapostels Paulus aus dem Römerbrief möchte ich Mut machen.
„Dementsprechend aber nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn: Wie wir bitten sollen um das, was uns nottut, das wissen wir nicht; der Geist selbst jedoch springt dafür ein – in wortlosem Seufzen. … Wir aber wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt.“ (Römer 8.26.28)
Ihr Pfarrer Hadlich-Theml