Ev.-Luth. Kirchgemeinde Marienberg

TURM / Der Türmer/ Die Türmerwohnung

Otto Nestler, der letzte Türmer (Archiv-Foto)


Der Türmer wurde von 1540-1950 als städtischer Beamter geführt. Er fungierte auch als Feuerwächter.

rechts: Bild aus dem Nachlaß von Regina Scheiter, gemalt von Erich Freytag (Lehrer, 1950 gestorben)

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Der letzte Türmer war Otto Nestler. Er starb 1950. Nach seinem Tode, vom 1.Juli 1950 an versah sein Schwiegersohn Günter Stefan bis 1958 als nebenamtlicher, vom Pfarramt verpflichteter und bezahlter Glöckner den Glöcknerdienst.
Danach stand die Türmerwohnung leer. Somit schwieg auch die Bergglocke. Am 1.3.1964 erklang sie wieder. Sie wird seither automatisch betrieben.

„Den Turm flankieren zwei Wendeltreppen mit aus dem Achteck konstruierten Umfassungen;
die südliche führt nur zu den Emporen,
während die nördliche den Aufgang zum Turmoberteil vermittelt; letztere ist wegen der an ihr auftretenden Vermischung gotischer und renaissanceistischer Schmuckmotive die wichtigere.

Während die Spindel im unteren Teile durchaus gotisch durchgeführt ist, zeigt die Anordnung der auf Tragsteinen ruhenden Mauerbögen, wie die Frieszierarten des oberen Spindelteiles die Herrschaft der Renaissance. Spindel und Wandflächen dieser nordwestlichen Treppe zeigen beistehende Steinmetzzeichen, welche großenteils an den übrigen Teilen des Baues wiederkehren und hierdurch die einheitliche Entstehung des Gesamtbaues bezeugen. [STECHE]“
[aus: Marienberger Kirchengeschichte von Herrn stud. ing. Heinz Wagner (August 1951)]

Der Turm, der beim Brand (1610) auch vernichtet wurde, konnte 1612–1614 wiederhergestellt und um 113 Ellen erhöht werden. Er misst heute bis zum Knopf 57 Meter.
[Sächsische Heimatblätter 3|06 „Die St. Marienkirche zu Marienberg“]

Der in der Mitte der Südwestfassade stehende Hauptturm hat eine Höhe von 60 Metern.
Sein Mauerwerk ist bis zum Hauptgesims in den unteren drei viereckigen Geschossen 2,80 Meter, in den oberen fünf achteckigen 1,50 Meter stark. Ursprünglich endete der Turm in etwa 40 Meter Höhe mit einem flachen, pyramidenförmigen Stumpf, auf dem das Holzwerk einer schlanken Laterne mit spitzem Zeltdach und Kreuz saß. Diese 1562 entstandene und bis 1610 erhalten gebliebene Form des Hauptturms zeigt Jacob Houfnagel auf seiner Federzeichnung des Stadtbildes vom Jahre 1592.

Im Turminnern wurden die beiden untersten Geschosse gewölbt. Darüber reichen die anderen mit hölzernen, zweiarmigen Podeststiegen von Balkendecke zu Balkendecke hinauf bis zur Türmerwohnung. In den vier oberen Geschossen lassen die schmalen und tiefen Fensternischen, die oben durch Tonnengewölbe abgeschlossen sind und unten bis zum Fußboden reichen, die Stärke und Bauweise der Bruchsteinmauern erkennen. Der Hauptturm ragt vier Meter aus der Turmfassade heraus und wird in den dadurch entstandenen beiderseitigen Winkeln von je einem Treppenturm flankiert. Der bis 1562 erbaute nordwestliche ist 30 Meter, der nur bis zu den Emporen reichende südöstliche 10 Meter hoch. Beide sind aus dem Achteck konstruiert.
Der hohe Treppenturm weist eine Wendeltreppe mit 2,40 Meter langen Sandsteinstufen auf, die zu den Eingängen der Geschosse III bis VI des Hauptturms und vom vierten Geschoß an zu den Türen der vier Böden des hohen und langen Dachstuhls der Kirche führen. Die spätgotische Spindel der Wendeltreppe ist bis zur Höhe der Emporen gedreht und durch zwei Rundstäbe und Hohlkehlen profiliert.
Darüber hinaus zeigt sie eine glatte, runde Form. In beiden Teilen weist die Spindel 19 Steinmetzzeichen auf. Einem wurde die Jahreszahl 1560 beigefügt.
Der hohe Treppenturm trägt in 26 Meter Höhe über einem Rundbogenfries einen spitzen Dachhelm. Unter diesem öffnet sich neben dem letzten Zugang zum Hauptturm die Tür des Wachttürmchens, in dem man auf Sandsteinstufen um eine runde Spindel herum zur Türmerwohnung gelangt.
[Paul Roitzsch, Das Christliche Denkmal, Heft 76]