Zu den ältesten Zeitzeugnissen der im Jahr 1521 gegründeten Bergstadt Marienberg gehören die beiden aus Holz geschnitzten Bergmannsfiguren in der St. Marienkirche, welche vermutlich auf das Kirchengestühl des Bergamtes Marienberg aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückzuführen sind.
Während die Quellen keine Auskunft über den Verbleib des bergamtlichen Gestühls geben, sind die beiden Bergleute als freistehende Figuren an den beiden Emporenpfeilern, die den Übergang vom Kirchenschiff zum Altarraum bilden, erhalten geblieben.
Aus Lindenholz gearbeitet und ursprünglich monochrom in Holzoptik lasiert, erfuhren sie im Laufe der Jahrhunderte mehrere Übermalungen im Zeitgeist der wechselnden Epochen. Die letzte Fassung entstand sehr wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts in einer polychromen nuturalistischen Farbgebung, sehr grob und dickschichtig aufgetragen, welche zu Oberflächenspannungen und Rißbildungen führte und damit dem langfristigen Erhalt beider Figuren nicht zuträglich war.
Zudem wirkten die Skulpturen aufgrund der Vergilbung des Harzfirnis und eines hohen Verschmutzungsgrades stark nachgedunkelt.
In Abstimmung mit dem sächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Dresden wurde über die Restaurierung der geschnitzten Bergmannsfiguren
beraten, insbesondere darüber, welcher Zustand der unterschiedlichen Fassungen wiederhergestellt werden soll.
Dabei wurde entschieden, die polychrome Barockfassung des 18. Jahrhunderts freizulegen. Diese Schicht ist weitestgehend erhalten und aus konservatorischer Sicht unproblematisch. Zudem entspricht diese Farbfassung in ihrer qualitativ hochwertigen Ausführung der hohen bildhauerischen Qualität der beiden Skulpturen und zeigt besonders authentisch und detailiert ein historisches Bergmannshabit. Weiterhin fügt sich die barocke Fassung sowohl konzeptionell als auch ästhetisch sehr gut in die historische Farbigkeit des ebenfalls nach historischem Vorbild restaurierten Kirchenraumes ein.
Die ursprüngliche braune Lasur aus der Entstehungszeit der Skulpturen bleibt dabei ebenfalls unter der freigelegten Fassung erhalten und ist damit auch weiterhin nachvollziehbar.
Somit erfolgte durch die Restaurierung nicht nur eine optische Aufwertung der beiden Bergmannsfiguren, sondern darüber hinaus auch ihre nachhaltige Konservierung.
Quelle: Holger Blauhut (Restaurator), Marienberg, St. Marienkirche, 2. Stck. Bergmannsskulpturen. Befunduntersuchung | Farbfassung | Restaurierungskonzeption, Februar 2021
Die Umsetzung der Projektes wurde realisiert durch den Restaurator Holger Blauhut / Mülsen im Auftrag des Kulturfördervereins Marienberg e.V. in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde St. Marien und mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Erzgebirgssparkasse.
Partner und Förderer: BERGSTADT MARIENBERG