spätgotischer Marienaltar
der Altar im Kirchsaal:
… „Ebenfalls dem Anfang des 16. Jahrhunderts entstammt das Altarwerk des Kirchensaales. Der Mittelschrein zeigt die geschnitzten, mehrfarbigen, teilweise vergoldeten Figuren der Madonna mit dem Kinde und der Apostel Petrus und Paulus, eine Arbeit aus der Freiberger Werkstatt. Die Ölgemälde auf den Innenseiten der Altarflügel stellen Jesu am Ölberg, die Geißelung, die Kreuztragung und die Kreuzigung dar. Sie sind Werke der Schule Wohlgemuts. Die Außenseiten zieren Bilder der vier Evangelisten.“
[Paul Roitzsch, DAS CHRISTLICHE DENKMAL, Heft 76]
Als 1728 die Lengefelder Kirche erneuert und mit einem neuen Altar versehen wurde, schenkte Herr von Römer [Vizebürgermeister Langer war zugleich Gerichtsdirektor von Rauenstein (Rösch)] den alten der Marienberger Hospitalkirche. Der aus der Gründerzeit der Stadt stammende kam auf den Kirchenboden. Der neu aufgestellte, beim Brande 1892 gerettet und jetzt im Altertumsmuseum in Marienberg, zeigte im 1,45 m breiten und 1,73 m hohen Mittelschrein die geschnitzten farbigen, teilweise vergoldeten Figuren der Jungfrau Maria und der Apostel Petrus und Paulus. Die Innenseiten der Flügel schmückten Ölgemälde mit den Darstellungen Jesu am Ölberge, der Geißelung, der Kreuztragung. Die Außenseiten der Flügel zeigten die in Leimfarben gemalten Figuren der Evangelisten, wovon vortrefflich sicher die Figur des Johannes gezeichnet ist, welchem ein Engel ein Schreibzeug reicht. Diese sorgfältig ausgeführten, ausdrucksvolle Köpfe zeigenden Gemälde gehören der Schule Wohlgemuths an. [Steche, S. 21]
[NEUE SÄCHSISCHE KIRCHENGALERIE, Sp. 74]
aus der Predigt von Pfr. Herrig am Freitag, 06. April 2001
anläßlich der Wiedereinweihung des Altars nach der Konservierung,
den spätgotischen Marienaltar im Kirchensaal der St. Marienkirche zu Marienberg betreffend:
In der Marienberger Grabkirche stand der Altar bis 1892. Damals sollte die Grabkirche umgebaut werden. Daraus wurde nichts, denn sie wurde Opfer eines Brandes.
Glücklicherweise war der Altar zuvor schon fortgeschafft worden.
In der Marienberger Häuserchronik und Flurgeschichte von Paul Roitzsch ist die Rede davon, dass er sich seitdem in der Stadtkirche St. Marien befand. Dokumente über Konservierungsmaßnahmen an den Altarflügeln im Jahre 1938 weisen aber aus, dass der Altar damals zum Bestand des Altertumsmuseums Marienberg gehörte [1938 Umzug des Altertumsmuseums]. Vermutlich hat er erst seit dieser Zeit seinen Platz in unserer Kirche.
Der Altar befindet sich schon lange nicht mehr in seinem originalen Zustand.
Im 19. Jahrhundert wurde die farbliche Gestaltung der Figuren erneuert.
Vermutlich dann schon im 20. Jahrhundert wurden fehlende Zacken an der Krone Marias und die Schleierbretter ergänzt und mit Goldbronze überstrichen. Auch die Figuren und Gemälde wurden teilweise übermalt.
Wir wissen nicht, seit wann der Maria das Christuskind fehlte. Bei der Vorbereitung der Restaurierung war es sogar zeitweise umstritten, ob sie überhaupt ein Kind auf dem Arm hatte. 1964 fertigte der Marienberger Schnitzmeister Rudolf Kunis ein neues Christuskind. – Wir freuen uns, dass dieses Christuskind einen neuen, passenden Farbanstrich erhalten hat und wieder mit im Altar stehen darf.
Das war unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten durchaus umstritten.
– So stand der Altar bis 1994 im Kirchensaal und seitdem in der Sakristei.
Auf einem langen Weg von 1997 bis in dieses Jahr hinein [2001] konnte die dringend notwendige Konservierung des Altars vorbereitet und nun auch erfolgreich abgeschlossen werden.
Dass das möglich wurde, danken wir den Bemühungen von Pfr. Kändler, der wohlwollenden Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege und die Untere Denkmalschutzbehörde, den umfangreichen Voruntersuchungen durch die Restauratorin Susanne Göschel, jetzt Freiberg, sowie der sorgfältigen und engagierten Arbeit der Restauratorin Sylvia Ciesielski, Burkhardtswalde, die unter persönlich schwierigen Bedingungen den Altar fertig gestellt hat…
Der Dank ist aber an dieser Stelle fortzusetzen mit dem Dank an die Geldgeber: der Freistaat Sachsen durch das Regierungspräsidium Chemnitz und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
In die Förderung sind auch private Sponsorengelder eingeflossen, wofür wir besonders dankbar sind; denn zu den Zeiten des Baustopps an St. Marien wäre die Altarrestaurierung sonst nicht genehmigt worden…