Ev.-Luth. Kirchgemeinde Marienberg

Glockenerneuerung

Warum eigentlich brauchten wir neue Glocken?
Das war der Grund:

August 2015: Der dringende Gedanke an neue Glocken Noch läuten die Glocken auf unserem  Kirchturm, wenn sie auch manchmal  nur sehr leise auf unserem Friedhof  zu hören sind. Sie läuten schon siebenundneunzig Jahre und haben ihren  Ruhestand redlich verdient.
August 2016: drei Schwestern sind schon seit mehr als 95 Jahren im aktiven Dienst
Nach 98jähriger Dienstzeit ist hier und da eine Schramme, manche Stelle ist schon sehr abgenutzt, wenn die Bewegungen im Großen und Ganzen auch immer noch hervorragend funktionieren, haben doch die Fachleute nahegelegt, sich über jüngere Nachfolger Gedanken zu machen.

– im August 2015 beginnen erste Planungen
– Beratungen, Sitzungen, einholen von Genehmigungen, Planungen erfolgen zwischenzeitlich
– am Dienstag, 28. März 2017 | 19 Uhr im Gemeindesaal
Gemeindeabend zur Glockensanierung mit Vorstellung der Gestaltung der neuen Glocken durch die Künstler Frau und Herr Rudloff mit Bildpräsentation vom Glockenguss sowie weiteren Informationen

  • Am 17. März 2017 wurden unsere neuen Glocken bei Fa. Grassmayr gegossen
  • 23. April 2017 Berggottesdienst zum Stadtgeburtstag; unser altes Geläut erklingt letztmalig.
    [Aufnahme KHH]
  • 6. Juni 2017 Glockenabnahme der „alten“ Eisenhartgußglocken
    neue Standorte der alten Glocken: große Glocke auf dem Friedhof, mittlere am Zschopauer Tor, die kleine verbleibt im Turm (Etage tiefer)
  • 3. September 2017 Glockenweihe (Kirchweihfest und Holzmarkt) auf dem Marienberger Marktplatz.
  • 25. September 2017 Einhub der neuen Bronzeglocken
  • Es folgen: Fertigstellung Glockenstuhl (Zimmerei Müller); Transport der Glocken in die Glockenstube; Einbau Glockentechnik
  • Einweihung 31. Oktober 2017
    – erstes Läuten des neuen Bronzegeläuts zum 500jährigen Reformationsjubiläum

Die Namen unserer vier neuen Glocken folgen den vier theologischen Grundgedanken/ Kernsätzen der Reformation.

A: Christusglocke c‘ 2.688 kg Solus Christus
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit
(Hebräer 13, 8)
allein Christus – solus Christus lautet einer der vier reformatorischen Grundsätze, den die größte Glocke des neuen Geläutes ziert. Wir sehen auf der Titelseite unseres Gemeindebriefes die Künstlerin Anke Rudloff, wie sie gerade mit der Gestaltung dieser Glocke die Form für den Guss vorbereitet. Das Motiv illustriert den dazu gewählten Spruch aus dem Hebräerbrief 13, 8

B: Gebetsglocke es‘ 1.566 kg Sola Fide
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch
erquicken (Matthäus 11, 28)
allein durch Glaube – sola fide Die Gebets- und Sterbeglocke  ist Trägerin des  alles überragenden reformatorischen Themas Glaube.„Sola fide“ – allein der Glaube zählt. Um den Glauben muss sich alles drehen in unserer Kirche.

C: Offenbarungsglocke g‘ 959 kg Sola Sriptura
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit (Johannes 1, 14)
allein durch die Schrift – sola scriptura  … [soll] daran erinnern, dass unser Glaube nicht auf allgemeine Naturschauspiele gründet und auch nicht Gott in allen Dingen sieht. Er offenbart sich weltgeschichtlich relevant und unüberbietbar in Jesus Christus, wie es allein die Schrift bezeugt, die Heilige Schrift (sola scriptura).
Wir können darin lesen – das ist ein Privileg, auch eine Errungenschaft der Reformation, der wir in diesem Jahr besonders gedenken.

D: Taufglocke c‘‘ 539 kg Sola Gratia
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Matthäus 28, 20)
allein durch Gnade – Sola Gratia  lautet die Botschaft, die die Glocke den Menschen unserer Stadt zu Gehör bringen soll. Das ist einer der vier theologischen Grundgedanken, die neben den anderen drei Kernsätzen der Reformation unser neues Kirchengeläut inhaltlich ausrichtet.

Allein zur Ehre Gottes (sola deo gloria) mögen die vier gut auf einander abgestimmt in diesem Geist künftig zu Gebet und Gottesdiensten erklingen und engelsgleich zum Frieden auf Erden einladen.
So klingen unsere neuen Glocken gemeinsam:

Die Glocken wurden in Innsbruck von der Fa. Grassmayr (https://grassmayr.at/) gegossen.
Die Kosten des neuen Vierergeläuts von 400.000 € wurden zu 80 % aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz im Gebiet der östlichen historischen Altstadt 
und zu 10 % aus dem Stadthaushalt abgedeckt.

So klingen unsere neuen Glocken gemeinsam:
[Hörbeispiele Quelle: Grassmayr]

Von der Erneuerung nicht betroffen ist Glocke
E: (unsere „alte“) Bergglocke oder Elfegglöckchen fis 100 kg
Haltet fest am Glauben bis in den Tod –Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. (Matthäus 19,14)

Nach Dienstende des Glöckners 1958 schwieg die Glocke. Erst am 1.3.1964 erklang sie wieder. Sie wird seither automatisch betrieben.
Ab dem 03.10.2014 wird das Elfeglöckchen mit einem Linearmotor angetrieben.

Mit Ihrer Spende halfen Sie, unser Geläut für die nächsten mehr als 100 Jahre fit zu machen und so im Alltag hörbar Zeichen zu setzen.
Für die Spendenaktion: „100 Euro für die Glocken von St. Marien“ gab es eine Urkunde.
Vielen Dank an alle, die diese Aktion unterstützt haben.


Glockenhistorie

[aus: Sächsische Heimatblätter 3|06 Seite 267 von Wolfgang Ranft]

Die Glocken der St. Marienkirche
Das erste Geläut umfasste fünf Glocken.
1534: Bergglocke (Häuerglöcklein)
1540: gestiftet von Herzog Heinrich
1545: gestiftet vom Rat der Stadt Marienberg
1554 und 1564: gestiftet vom Kurfürst August
Diese Glocken sind 1610 beim großen Stadtbrand zerstört worden.

Das zweite Geläut hing bis 1862.
1610: Bergglocke mit der Aufschrift: »Gabriel und Zacharias Hilliger
zu Freiberg gossen mich 1610« ; sie hing bis 1684 im Zschopauer Tor.
1615: von Joh. Hilliger gegossene Glocke
1655: eine Glocke »aus Dresden mit 17 Ztr. 24 Pf.« genannt.
1657: ein 66 3/4 Pf. schweres Taufglöckel,
das in dem Dachreiter über dem Chor Platz fand.

1869 wurden drei neue Glocken geweiht.

  1. Glocke: »Das Auge des Herrn sieht auf die, so ihn fürchten,
    darum wandele vor ihm und sei fromm.«
  2. Glocke: »Das Gebet des Gerechten vermag viel,
    wenn es ehrlich ist.«
  3. Glocke: »Siehe, ich sehe den Himmel offen.«
    Diese Glocken wurden am 15. Juni 1917 von 8–9 Uhr zum letzten Male vom Turm
    der St. Marienkirche gehört, noch auf dem Turm zerschlagen und zur Einschmelzung verschickt.

Am 31. Oktober 1918 fand die Weihung des vierten Geläuts statt,[letztes Läuten 23. April 2017].
Sie tragen die Inschriften:
große Glocke »Im Kriegsjahr seiner Heimatgemeinde gestiftet von Gerhard Baldauf«
und »Jesus Christus gestern heute und derselbe auch in Ewigkeit.«
mittlere Glocke: »Gottes Wort und Luthers Lehr‘ vergehen nun und nimmermehr.«
kleine Glocke: »Evangelisch bis zum Sterben, deutsch bis in den Tod hinein.«

Die Geschichte der drei alten Stahlglocken